Ein Tag im Alten Rom: Alltägliche, geheimnisvolle und verblüffende Tatsachen (German Edition) by Alberto Angela
Autor:Alberto Angela [Angela, Alberto]
Die sprache: deu
Format: azw3
Herausgeber: Riemann Verlag
veröffentlicht: 2014-04-20T16:00:00+00:00
Kurze Geschichte der römischen Foren
Man kann nicht anders, als von der Pracht und Schönheit der Foren beeindruckt zu sein. Jeder kennt das Forum Romanum und die Kaiserforen, aber ihre Geschichte ist weniger bekannt, obwohl sie schon zu Trajans Zeit mehr als tausend Jahre alt ist und bis weit vor die römische Zeit zurückgeht. Es lohnt sich, einen kurzen Blick darauf zu werfen, um ihre Bedeutung besser zu verstehen.
Anfangs, während des neunten und zehnten Jahrhunderts v. Chr., befand sich an dieser Stelle nur eine sumpfige, mückenverseuchte Ebene, durch die ein Bach floss, der Velabro. Die ersten Einwohner Roms, die zu jener Zeit nur das Kapitol und den Palatin bewohnten, begruben dort ihre Toten. Während der nächsten Jahrhunderte führte der geniale Bau der Cloaca maxima (Hauptkanal) zur allmählichen Trockenlegung der Ebene, bis sie irgendwann zu einer bebaubaren Fläche wurde, die sich dann nicht nur zum politischen und religiösen Zentrum der Stadt entwickelte, sondern auch zum Dreh- und Angelpunkt ihres ökonomischen Lebens, mit Märkten und Geschäften. Durch die Jahrhunderte entstanden immer mehr neue Gebäude, wobei die alten entweder umgebaut oder abgerissen wurden. Nach dem Sieg über Karthago im Jahre 202 v. Chr. wurde Rom zum Herzen des Mittelmeerraums, es wurden vier Basiliken gebaut und die schon vorhandenen Tempel restauriert.
Nach dem Ende der Republik reichte das Forum so, wie es war, nicht mehr aus – die Stadt zählte mittlerweile eine halbe Million Einwohner und hatte ein Reich zu verwalten, das sich über tausende Kilometer erstreckte. Also beschloss Julius Caesar, gleich daneben ein neues Forum zu errichten, und das war erst der Anfang. Von Augustus und anderen Kaisern wurden im Laufe der nächsten 150 Jahre insgesamt fünf Foren neben das erste gebaut. Heute nennt man sie die »Kaiserforen«, um sie vom eigentlichen Forum Romanum zu unterscheiden. Sie heißen Caesar-, Augustus-, Friedens-, (von Vespasian errichtet), Nerva- und Trajansforum (das schönste von allen).
Sie wurden nach und nach erbaut und erstrecken sich über neun Hektar Fläche, was den Kauf und Abriss zahlreicher Gebäude und sogar die Abtragung eines Grats zwischen zwei Hügeln (dem Quirinal und dem Kapitol) nötig machte. Was für ein ungeheures Unternehmen: fünf neue, durch elegante Säulengänge miteinander verbundene Foren inklusive Gebäude, Plätze und zahlreiche Statuen. Alles zusammen bildete einen außergewöhnlichen Komplex voller Stuck, Marmor und vergoldeter Standbilder. Hier befand sich der Sitz der Verwaltung, aber auch der Gerichtsbarkeit des gesamten Imperiums. Hier wohnte der Geist Roms.
Die Foren behielten diese Funktionen das ganze römische Imperium hindurch bei, bis ins Jahr 608, als man dort eine Säule zu Ehren des byzantinischen Kaisers Phokas errichtete: Dies war der letzte Akt. Dann kam das Mittelalter, und das ganze Gelände versank langsam unter der Erde wie ein Wrack im Meeresboden. Sein heutiger Anblick, eine Ansammlung von Ruinen, ist überraschenderweise gar nicht so sehr eine Folge von mittelalterlichen Plünderungen und Raubbau, sondern vielmehr und in erster Linie von Raubbau in der Renaissance. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab Papst Julius II. den Befehl, die Foren als Marmor- und Travertinbruch zu nutzen, um sie dann für die Aufbauarbeiten seines Roms einzusetzen. Laut
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